Astronomische Vorschau
Juni 2025
Der Juni ist ein Monat der astronomischen Rekorde. Kein anderer Monat bringt uns so viel Sonnenlicht. Am 20. Juni erreicht die Sonne in Mitteleuropa ihre höchste Mittagshöhe des Jahres: beeindruckende 63,4 Grad über dem Horizont. Die Tage sind nun besonders lang – etwa 16 Stunden steht die Sonne über dem Horizont, während die Nächte mit nur 8 Stunden entsprechend kurz ausfallen. Diese Angaben gelten für Deutschland.
Am 21. Juni ist Sommersonnenwende. Das bedeutet: Die Sonne steht an diesem Tag auf der Nordhalbkugel am höchsten Punkt ihrer Bahn – es ist der astronomische Sommerbeginn. Gleichzeitig beginnt auf der Südhalbkugel der astronomische Winter. Dort steht die Sonne jetzt am tiefsten, es ist Wintersonnenwende.
Auch wenn die Nächte kurz sind, lohnt sich ein Blick an den Sternenhimmel. In der abendlichen Dämmerung sehen wir im Westen noch die Frühlingssternbilder: den Löwen mit dem hellen Stern Regulus, den Bärenhüter mit Arktur und die Jungfrau mit Spica. Danach folgen die Nördliche Krone und Herkules. Im Osten hingegen kündigen sich bereits die Sommersternbilder an: Leier, Schwan und Adler steigen immer höher und übernehmen nach und nach das Himmelsgeschehen. Ihre hellen Hauptsterne – Wega, Deneb und Atair – bilden zusammen das markante Sommerdreieck.
Ein ganz besonderes Schauspiel bietet die Milchstraße. Sie zieht sich im Sommer wie ein silbrig leuchtendes Band über unseren Nachthimmel. Im Süden durchquert sie die Sternbilder Schütze und Skorpion, wo sich auch das Zentrum unserer Galaxie befindet. Von dort aus verläuft sie weiter durch Adler und Schwan bis hinauf zur Kassiopeia.
Die zirkumpolaren Sternbilder – also jene, die das ganze Jahr über sichtbar sind – verändern im Laufe der Monate nur ihre Position am Himmel. Im Juni steht der Große Wagen (Teil der Großen Bärin) besonders hoch. Wer genau hinsieht, kann dort mehr als nur den „Wagen“ erkennen: Die Tatzen der Bärin bestehen aus Paaren eng beieinanderstehender Sterne. Kassiopeia hingegen sinkt im Juni tief in Richtung Nordhorizont.
Und auch abseits der bekannten Sternbilder gibt es im Juni einiges zu entdecken. Zwischen Leier, Schwan und Adler findet sich zum Beispiel das kleine, aber auffällige Sternbild Pfeil, das seiner Form alle Ehre macht. In der Nähe liegt der Delfin – ein kleines, markantes Viereck, das oft übersehen wird. Mit einem Fernglas oder Teleskop lassen sich hier weitere Himmelsobjekte aufspüren.
Ein besonderer Tipp: Der Stern Albireo im Schwan. Er ist ein wunderschöner Doppelstern mit farblich unterschiedlichen Komponenten – ein echtes Highlight im Fernrohr. Wer von dort aus langsam in Richtung Atair blickt, wird an einer besonderen Sternkonstellation hängen bleiben: dem sogenannten Kleiderbügel. Dabei handelt es sich um einen kleinen Sternhaufen, dessen Form tatsächlich an einen Kleiderbügel oder auch an eine Kette mit Medaillon erinnert – ganz nach Vorstellungskraft der Beobachterin oder des Beobachters.
Die Juninächte mögen kurz sein – doch sie bieten eine Fülle an Himmelswundern, die zum Staunen einladen.
