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Lehrerfortbildung

in der Sternwarte und im Astronomiemuseum

Forschung und Lehre bilden zwei Seiten der gleichen Medaille. Ideal ist es, wenn Lehrerfortbildungen beide Elemente bedienen können. Im Folgenden wird von einer Lehrerfortbildung zur Astronomie an der Sternwarte Sonneberg berichtet, die diesen Ansatz verfolgt.

Die Sternwarte Sonneberg
Forschungstradition und Bildungsideal

Seit der Eröffnung der sogenannten Dachsternwarte im Herbst 1921 durch den Sonneberger Astronomen Cuno Hoffmeister erscheint der Name Sternwarte Sonneberg in der astronomischen Literatur. Die 1925 an den Stadtrand von Sonneberg auf den Erbisbühl verlegte Sternwarte wurde zu einem weltweit anerkannten Zentrum der Erforschung veränderlicher Sterne. Auch wenn die Sternwarte heute nicht mehr staatlich finanziert wird, so ist sie immer noch Anlaufpunkt für Astronomen aus aller Welt, um im Sonneberger Plattenschatz, dem weltweit zweitgrößten Fotoplattenarchiv vom Sternhimmel nach Daten zum früheren Zustand von Sternen zu suchen.

Zunehmender Halbmond rechts oberhalb des Haupthauses der Sternwarte Sonneberg. © Denise Böhm-Schweizer.

Cuno Hoffmeister unterstützte zeit seines Lebens die Amateurastronomie. Der breiten Öffentlichkeit öffnete sich die Sternwarte im Jahre 1998, indem ein Astronomiemuseum eingerichtet wurde. Kurz darauf hielten auch die Lehrerfortbildungen Einzug, die dort seit 2001 regelmäßig durchgeführt werden. Seit 2004 werden die Lehrerfortbildungen gemeinschaftlich organisiert und durchgeführt von der an der Sternwarte Sonneberg ansässigen (und diese erhaltenden) Firma 4pi-Systeme (Peter Kroll, Norbert Polko, Eberhard Splittgerber), vom ebenfalls in der Sternwarte beheimateten Astronomiemuseum (Thomas Müller, Denise Böhm-Schweitzer) und vom Haus der Astronomie Heidelberg (Olaf Fischer).

Terminiert ist die zweitägige (von Samstagabend bis zum späten Montagnachmittag) Sonneberger Lehrerfortbildung in der Regel für den Zeitraum zwischen Sommerferien und Herbstferien (Ende September / Anfang Oktober). Das Datum richtet sich nach dem Mond, weil bei den meisten Themen die mondlose Zeit bevorzugt wird.

Aus berufenem Munde

Die Sonneberger Lehrerfortbildungen sind thematisch ausgerichtet. Die Themenauswahl orientiert sich an den aktuellen Geschehnissen in der Forschung und am Himmel und an den Wünschen der Teilnehmer. Bisherige Themen waren:

  • „Veränderliche Sterne in Theorie und Praxis“ (2004),
  • „Entdeckungstour zur Sonne“ (2005),
  • „Das Hertzsprung-Russell-Diagramm am Himmel“ (2006),
  • „Mond – Kalender und Landschaften“ (2007),
  • „Infrarot im Himmel und auf Erden“ (2009),
  • „Spektren – sortiertes Licht“ (2010),
  • „Aufbruch zum Mars“ (2011),
  • „Die Welt wird größer - Planeten bei anderen Sternen“ (2012),
  • „Sternhaufen - Augenweide und Forschungsobjekt“ (2013),
  • „Kleinkörper des Sonnensystems - große und kleine Reste einer Großbaustelle“ (2014),
  • „Entdeckungsmaschinen - Moderne Observatorien am Boden und im Weltraum“ (2015),
  • „Das Milchstraßensystem. Unsere Heimatgalaxie im Licht der modernen Astronomie“ (2016),
  • „Die extragalaktische Welt“ (2017),
  • „Radioastronomie für die Schule“ (2018),
  • „Der Klimawandel - Verstehen und Handeln für die Schule (2019, mit Harald Lesch),
  • „Mond in Sicht“ (2020).

Olaf Wucknitz vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie bei einer seiner 4 Minivorlesungen zur Radioastronomie (Lehrerfortbildung 2018).

Die Besonderheit der Sonneberger Lehrerfortbildung besteht darin, dass ein eingeladener Spezialist zum Thema eine „Mini-Vorlesung“ (4 × 1 h) hält. So kann ein kleiner Wissensbereich systematisch behandelt werden. Zudem können die Lehrer mit dem Forscher in engeren Kontakt kommen, da dieser meist über die beinahe volle Lehrgangsdauer anwesend ist. Die Vorlesungen werden eingerahmt durch weitere Vorträge und zum Thema passende didaktische Workshops.

Lebendige Didaktik

Der Vorsatz der didaktischen Workshops (3 ×1,5 h) besteht darin, die Teilnehmer zu aktivieren und durch Erfolgserlebnisse zu motivieren und ihnen Nachahmbares für ihren Unterricht mitzugeben. Inhaltlich geht es bei den Workshops sowohl um die Auffrischung gängiger Schüleraktivitäten als auch um das Ausprobieren neuer Aktivitätsideen, die zum Teil aus dem Projekt „Wissenschaft in die Schulen!“ www.wissenschaft-schulen.de stammen. Das Spektrum ist breit und reicht von der Arbeit mit Daten und Rechnungen, über Beobachtungen und Messungen, die Nutzung von Modellen bis hin zur kleinen Basteleien.

Workshop‚ Vermessung der Entfernung eines Modellsterns mittels der trigonometrischen Parallaxe‘ im Rahmen der Lehrerfortbildung 2016 zum Thema „Milchstraßensystem“.

Die Nacht auf dem kahlen Berge

Zugegebenermaßen ist der Sonneberger Sternwartenberg (der 633 m hohe Erbisbühl) inzwischen nicht mehr völlig kahl, doch das tut dem Anblick des Sternhimmels vom Sternwartengelände aus keinen Abbruch. Soweit es das Wetter zulässt, gehören die Abende der Lehrerfortbildung (Sa, So) der Beobachtung. Zur Verfügung stehen dazu verschiedene Instrumente und Einrichtungen. Neben Ferngläsern (Die Autoren des Buchs „Himmelsbeobachtungen mit dem Fernglas“ waren eng mit der Sternwarte Sonneberg liiert.) und transportablen Schulteleskopen stehen zwei geschichtsträchtige Teleskope in zwei der Sternwartenkuppeln zur Verfügung.

Eines davon ist der historische Refraktor (135/2030 mm), den sich Cuno Hoffmeister schon 1919 für seine Beobachtungen anschaffte. Die Genauigkeit der schwerkraftgetriebenen Nachführung dieses Fernrohrs überrascht jeden Besucher. In einer anderen Kuppel können die Lehrer den Himmel durch ein Cassegrain-Spiegelteleskop (600/7500 mm) beobachten. Dieses Instrument wurde in den sechziger Jahren hergestellt und sollte ursprünglich als „Fernsehteleskop“ dienen, um in naturwissenschaftlichen Sendungen unmittelbare astronomische Beobachtungen zu ermöglichen (.. was übrigens eine interessante Idee der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit war!), wozu es aber leider nicht kam. Schließlich können die Fortbildungsteilnehmer den Sternhimmel mittels der Peilanlage „SkyPole“ erkunden. Diese einmalige Einrichtung bietet die fantastische Möglichkeit, viele Objekte mit dem bloßen Auge oder einem Fernglas eigenständig am Himmel zu finden. Die eher historisch relevante Tätigkeit des Anpeilens erfährt dadurch wieder eine Bedeutung, das Finden bereitet Genugtuung und Freude und die Objekte bleiben so besser in Erinnerung. Weitere Möglichkeiten zum aktiven Kennenlernen des Sternhimmels bieten eine drehbare Sternkarte im Maxiformat und ein Polarsternfinder.

Fazit und Ausblick

Eine Lehrerfortbildung zur Astronomie dort durchzuführen, wo Astronomie gemacht wurde und wird, das ist eine wunderbare Gelegenheit. Die Atmosphäre der Sternwarte Sonneberg (ihre Kuppellandschaft, die SkyPole-Anlage, das Astronomiemuseum und auch das Wissen um ihre Historie) wirken sich sehr befruchtend auf das Fortbildungsgeschehen aus. Hinzu kommt die besondere Gelegenheit zur Mini-Vorlesung. Die Teilnehmer der Sonneberger Lehrerfortbildung kommen aus ganz Deutschland, wobei die meisten aus dem angrenzenden Oberfranken stammen. Nach vielen Jahren hat sich sogar eine kleine „Stammkundschaft“ herausgebildet. Wer Interesse an der Sonneberger Lehrerfortbildung hat, der kann sich unter https://www.astronomiemuseum.de/termine anmelden.