Astronomische Vorschau

Astronomische Monatsvorschau – Mai 2025

Wer im Mai abends zum Himmel blickt, dem fällt schnell der Große Wagen auf: Er steht jetzt fast direkt über unseren Köpfen. Ganz im Gegensatz dazu befindet sich das markante W der Kassiopeia tief am Nordhorizont. Zwischen beiden liegt der Polarstern, der die Nordrichtung markiert. Während er gut sichtbar ist, sind die übrigen Sterne des Kleinen Wagens oft schwer zu erkennen – vor allem in lichtverschmutzten Gegenden. Daher dient der Kleine Bär auch als eine Art Dunkelheitsanzeiger: Je mehr seiner Sterne man sehen kann, desto dunkler (und besser) ist der Himmel über dem Beobachtungsort.

Im Westen verabschieden sich nun endgültig die letzten Wintersternbilder. Fuhrmann und Zwillinge verschwinden langsam unter den Horizont. Dafür prägen nun typische Frühlingskonstellationen das Bild: das sogenannte Frühlingsdreieck mit den hellen Sternen Regulus, Arktur und Spica. Zum Auffinden hilft ein bewährter Trick: Die Deichsel des Großen Wagens weist zunächst auf den orangen Arktur im Sternbild Bärenhüter. Folgt man dem Bogen weiter, gelangt man zur weiß-bläulichen Spica in der Jungfrau. Die dritte Ecke bildet Regulus im Sternbild Löwe, das sich direkt unterhalb des Großen Wagens befindet.

Östlich des Bärenhüters – dessen Form an ein großes Schwert oder einen Papierdrachen erinnert – findet man die Nördliche Krone, einen auffälligen Bogen aus Sternen mit dem strahlenden Gemma im Zentrum. Dieser Stern wirkt wie ein glitzerndes Diadem. In der Nördlichen Krone erwarten Astronominnen und Astronomen demnächst ein besonderes Ereignis: eine Nova. Dabei leuchtet ein bisher unsichtbarer Stern plötzlich auf, bevor er wieder verblasst – ein seltenes, aber spektakuläres Phänomen.

Noch ein Stück weiter östlich liegt das Sternbild Herkules. Es beherbergt einen der schönsten Kugelsternhaufen des nördlichen Himmels: M13. Schon mit bloßem Auge als kleines, nebliges Fleckchen sichtbar, entfaltet er seine volle Pracht in Teleskopen – ein faszinierender Anblick aus uralten Sternen. Etwas nördlich davon befindet sich M92, ein weiterer Kugelsternhaufen mit einem geschätzten Alter von 13 Milliarden Jahren. Diese Sterne entstanden kurz nach dem Urknall – und sie leuchten noch heute.

Unterhalb der Deichsel des Großen Wagens liegen zwei kleinere, aber sehr interessante Sternbilder: die Jagdhunde und das Haar der Berenike. Sie sind reich an Galaxien – darunter M101, die beeindruckende Feuerrad-Galaxie, und M51, die berühmte Whirlpool-Galaxie. Diese ist etwa 25 Millionen Lichtjahre entfernt, ihre Spiralform wurde bereits 1845 von Lord Rosse entdeckt.

Auch das Sternbild Löwe bietet galaktische Entdeckungen. Besonders hervorzuheben ist hier das sogenannte Leo-Triplett – ein Trio aus den Galaxien M65, M66 und NGC 3628. Sie bilden den Kern einer kleinen Galaxiengruppe in rund 30 Millionen Lichtjahren Entfernung. Mit etwas Glück und einem guten Fernglas ist M66 sogar sichtbar. Die Galaxien liegen in der Nähe des Sterns Chertan im „Hinterteil“ des Löwen.

Am Osthimmel kündigen sich bereits die Sommersternbilder an: die Leier mit dem hellen Stern Wega und der Schwan mit Deneb und dem farbenprächtigen Doppelstern Albireo steigen langsam höher.

Auch der Mond bietet im Mai einige interessante Beobachtungsmöglichkeiten:

• 04. Mai: Mond im ersten Viertel
• 07. Mai: „Goldener Henkel“ – ein Lichtspiel am Mondrand
• 12. Mai: Vollmond
• 20. Mai: Mond im letzten Viertel
• 26. Mai: Mond in Erdnähe (359.014 km)
• 27. Mai: Neumond

Die Mai-Nächte laden dazu ein, den Wechsel der Jahreszeiten auch am Himmel zu beobachten – von den letzten Winterspuren bis zu den ersten Vorboten des Sommerhimmels.