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Man mag die Warnungen der Experten belächeln - wem aus unserem Bekanntenkreis ist denn schon einmal ein Meteorit auf den Kopf gefallen? -, doch auf den Tag genau 110 Jahre nach einem verheerenden Einschlag eines zig tausende Tonnen schweren Körpers in Sibirien leuchtete in der Nacht zum 30.06.2018 über Sonneberg eine vollmondhelle Feuerkugel auf.

Was für ein Zufall! Just an jenem Tag beteiligte sich das Astronomiemuseum am Internationalen Asteroiden-Tag, der aus Anlass des Sibirien-Einschlags in Leben gerufen wurde, um auf potentielle Gefahren, die uns durch einschlagende Himmelskörper drohen, aufmerksam zu machen.

Die Überwachungskamera der Sternwarte hatte gegen 03:34 Uhr Ortszeit eine gleißend helle Spur einer Feuerkugel registriert, die Sonneberg fast genau von Nord nach Süd überflog und innerhalb von sechs bis sieben Sekunden verglühte. Die Feuerkugel war so hell, dass man davon ausgehen kann, dass der Körper nicht vollständig verglühte, sondern Reststückchen als Meteorite vom Himmel regneten.

Und gleich noch ein zweiter Zufall! Aus Anlass der Eröffnung einer neuen Meteoriten-Ausstellung referierte am vergangenen Montag im Astronomiemuseum der Meteoriten-Experte Dieter Heinlein über "Den Meteoritenfall von Stubenberg", einem kleinem Ort an der bayerisch-österreichischen Grenze. Dort regneten am 6.3.2016 ebenfalls Meteorite vom Himmel, einige Bruchstücke konnten gefunden werden.

Heinlein hat das Deutsche Feuerkugelnetzwerk des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) aufgebaut, das mit fotografischen Kameras in jeder Nacht nach solchen Ereignissen fahndet. Feuerkugeln sind wie Meteore (Sternschnuppen) Leuchterscheinungen der Luft, die entstehen, wenn Körper aus dem Weltall mit 20 bis 70 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre eindringen und bereits in ca. 100 Kilometern Höhe abgebremst und abgerieben werden. Tonnenschwere Körper verglühen nicht komplett, meist bleiben Bruchstücke übrig, die als Meteorite den Boden erreichen.

Spektakuläre Fälle, etwa wie der Meteoritenfall von Neuschwanstein am 2.4.2002 oder der von Stubenberg sind selten. Aber Meldungen über helle Feuerkugeln, die zu einem Meteoritenfall führen könnten - falls also etwas übrigbleibt vom ansonsten komplett verglühenden Gesteins- oder Eisenkörper - gibt es etliche pro Jahr. Ergeben die Berechnungen eine gewisse Chance, dann rückt Heinlein mit ein bis zwei Dutzend Helfern aus und durchsucht in tage-, manchmal sogar wochenlanger Arbeit Felder und Wiesen, oder eben auch unzugängliches, gebirgiges Terrain von einigen Quadratkilometern Fläche.

Nicht immer findet man etwas, und es gehört schon ein geübtes Auge dazu, einen meist grauschwarzen Stein von anderen, irdischen Steinen zu unterscheiden. Im hohen Gras stehen die Chancen ganz schlecht, mitunter steckt der Meteorit auch in weichem Boden und wird nach Tagen von Blättern überdeckt und damit unsichtbar. Dennoch gehört dem Tüchtigen das Glück, und wer einen Meteoriten findet, der darf ihn nach Deutschem Recht auch behalten. Das kann sich für eifrige Sucher auch finanziell lohnen.

Im Fall des Stubenberg-Meteoriten sagen die Berechnungen übrigens, dass die meisten Bruchstücke wohl noch nicht gefunden worden sind. Heinlein regte durchaus an, die Suche in einem ausgedehnten Waldstück bei Stubenberg fortzusetzen.

Die Feuerkugel über Sonneberg könnte auch noch zu Ruhm kommen. Heinlein berichtet aktuell, dass nach Auswertungen tschechischer Überwachungskameras und der Sonneberger Aufnahme davon ausgegangen werden kann, dass in einem Gebiet zwischen Bamberg und Bayreuth Meteoriten vom Himmel gefallen sein müssten. Wer sich genauer dafür interessiert, kann sich gern mit dem Astronomiemuseum der Sternwarte Sonneberg in Verbindung setzen.